Freitag, 10. Oktober 2008
Wer wird denn gleichin die Luft gehen
Der Flug in einer propellerbewehrten Fokker gestaltete sich kurzweilig. Saß ich doch auf Höhe eben dieser Propeller. Bis zur Landung jedenfalls kreisten meine Gedanken einzig um die Frage: Wenn sich der Propeller links von mir nun löst - Wie hoch ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass er vom Flugzeug weggeschleudert wird. Und: Wie hoch die Gefahr, dass er in meine Richtung fliegt, meine Sitzreihe sauber vom Rest des Fliegers trennt, wie eine Kreissäge. Die Existenz des zweiten Propellers auf gleicher Höhe jenseits des Mittelganges hatte gänzlich verdrängt. Ebenso die Frage, warum sollte überhaupt einer von beiden ausgerecht jetzt, nach mehr als 10.000 Flugstunden, abfallen.

Für noch mehr Kurzweil reichte mir die Stewardess einen o-saft im jogurt-becher (der größe Fruchtzwerg) und einen eingeschweißten prinzen-rolle-keks. Mensch, da hat die Fluggesellschaft bei der Bewirtung richtig was springen lassen, weder kosten noch mühen gescheut. Obwohl, den Kram hab ich doch bezahlt, oder? Wer braucht/will auf diesen Kurzstrecken diesen ganzen Schnickschnack eigentlich? Das ganz würde mich kalt lassen, wenn nicht dieser gönnerhafte Blick beim überreichen von jedwedem Nippes aufgesetzt würde.

Die gleiche Geste lässt mich übrigens regelmässig bei Tine Wittler fuchsteufelswild werden. Wenn Sie nach getaner Arbeit ihres Teams, (während sie sich selbst zum shoppen verpisst hat), die erstandene Deko drapiert. Dabei legt sie immer etwas den Kopf schräg, setzt ein zufriedenes fast unscheinbares Lächeln auf, und rückt den Gegenstand mit leichten Fingerkick um ein halbes mü zurecht.

Lernt man diesen Gesichtsausdruck auf der Schule für hochfliegende Töchter und zunehmend auch Söhne? Am perfektesten beherrscht diesen Blick übrigens die LH. Achtet mal darauf, wenn Luftuschi nächstes mal ein Tütchen gesalzene Erdnüsse überreicht mit einem Lächeln, als würde Gollum freiwillig seinen Schatz herausrücken, wohlwissend, damit ganz Mittelerde dem Untergang zu weihen. Das ganze wird nur noch übertroffen vom Standpersonal auf Messen. Das vermittelt mir stets den Eindruck, man würde gerade den Blick auf den heiligen Gral gewähren, und solle gefälligst über die Massen frohlocken. Dabei handelt es sich meist nur um einen billig-Kuli mit Firmen-Logo aus dem Schäfershop.

Umsteigen in Amsterdam. Ich stutzte schon, dass der abflug für 11.10 uhr vorgesehen war, aber das boarding um 9.15 startete. Jumbo-Jet? Oder gar mein erster Flug im A380? Nein, nur ein weiterer Sicherheitscheck direkt vorm flugzeug, dass aber noch nicht einmal angedockt hatte, geschweige denn gelandet zu sein schien. Hatte man mein Handgepäck nicht schon in Köln gründlichst durchgeröntgt? Warum diese Schikane? Um die Wartezeit zu verkürzen? Vielleicht lässt sich ja mit den Erdnüssen aus dem Flieger, dem o-saft-becher und dem zweilagigen Keks ein biologisch abbaubarer Zeitzünder bauen. Chemie ist bestimmt genug darin enthalten. Muss mich unbedingt mal im Internet schlau machen, wie so was geht.

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